Ruckdämpfer sind eine tolle Sache. Der Ruck, mit dem sich eine Leine spannt und das Boot hält wird gedämpft. Anstatt, dass das ganze Boot zuckt wenn starke Winde an ihm zerren, wird der Zug gedämpft und es ruckelt nicht, na ja, sagen wir es ruckt weniger.
Bei unserem zweiten Besuch auf der noch Kefalonia aber schon bald Biosphera, kam der Wind von der Seite des Steges. Das Boot wurde also nicht auf den Steg gedrückt sondern davon weg und entsprechend wurden die Leinen ständig aufs äußerste gespannt. Während wir in unserer schönen Koje versuchten einzuschlafen, riss uns jeder Ruck jäh zurück. Wir hatten einen großartigen Tag gehabt, waren Segeln mit Sonne und trotz leichtem Wind guter Fahrt. Wir hatten alles inspiziert und vieles getestet, wir fühlten uns zunehmend wohler an Bord. Ich war voller Tatendrang und wollte mich nicht mit dem ständigen Rucken abfinden. Ein Ruckdämpfer musste her! Da das Nachbarboot auch unserem Bootsverkäufer gehörte klärte ich, dass wir einen Dämpfer borgen durften. Also raus aus der Koje, rüber zum Nachbarboot, Leine lösen, zurück zum Pier, Ruckdämpfer ausbauen, zurück aufs Boot, Leine ohne Ruckdämpfer neu befestigen. Ich sprang eifrig hin und her obwohl es inzwischen nach 22.00h war und damit im Februar ziemlich dunkel. Voller Tatendrang schleppte ich meinen eroberten Ruckdämpfer zum Boot, löste die Leinen, so dass ich eine frei bekam, um den Ruckdämpfer einzubauen. Wieder rauf aufs Boot, runter vom Boot, leine hier lösen, da wieder festmachen. Manches war allein doch etwas hakelig aber ich wollte Katja nicht aus ihrer kuscheligen Koje aufscheuchen. Sie hatte zwar gesagt, ich solle sie sofort holen, wenn ich Hilfe brauche, aber ich bin ja Käpt´n Supermartin und ich bekomme das allein hin! Ging auch super… bis ich mich selbst plötzlich mit dem Rücken zur Kaimauer aus Beton langsam in Richtung schwarzes Hafenbecken rutschen sah. Ich weiß nicht, wie ich dahin kam aber ich weiß, dass ich versuchte mich festzuhalten, was nicht wirklich funktionierte. Und dann fand ich mich selbst beim Schwimmen in voller Montur im schwarzen Hafenbecken wieder. Das Wasser ist gar nicht mehr so angseinflößend, wenn man erst einmal drin ist. Kalt war es und beim Schwimmen merkte ich, dass mein rechter Arm nicht so richtig mitarbeiten wollte. So rief ich nach Katja, die aus ihrer Kuschelkoje geschossen kam und paddelte mit einem Arm in Richtung der Badeleiter, die Katja schnell herunterließ. Die wollte ja auch getestet werden… und das mit einem Arm! Gar nicht so einfach, mit einem Arm mit nassen Klamotten aus kaltem Wasser zu steigen. Ich schaffte es mit Katjas Hilfe, die mich dann aus der nassen Kleidung pulte. Mit ausgekugeltem Arm war ich hilflos, wie ein kleines Kind. Wie gut, das Katja Erfahrung damit hatte. Sie verfrachtete mich nackt und zitternd in meine Koje, alarmierte die Ambulanz und eine knappe Stunde später ruckelte ich mit noch immer ausgekugeltem Arm im Krankenwagen in Richtung St. Tropez, wo der Arm nach einer weiteren Stunde Schmerz wieder eingerenkt wurde.

So bekamen die Leine und unsere Euphorie einen ersten Dämpfer. Als hätte es nicht gereicht, dass wir eine Woche vorher im Kurs „Medizin auf See“ schon gehört hatten, was alles passieren kann. Wir sollten es erfahren. Am eigenen Leib. Katja, wie es sich anfühlt, plötzlich fast alle Arbeiten alleine durchführen zu müssen. Ich, wie schlechtes Risikomanagement schmerzlich, und ich sage wirklich schmerzhaft, bestraft werden kann. Das Ganze ist am 28.Februar passiert, heute am Freitag, den 13. Juni kann ich meinen Arm immer noch nicht wieder richtig heben. Ziel ist es, Anfang August wieder einen funktionierenden Arm haben.